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Impotenz und Bluthochdruck

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Bluthochdruck (Hypertonie) zählt inzwischen zu den weit verbreiteten Volkskrankheiten in modernen Industriestaaten. Rund zwei Drittel der Männer mit Bluthochdruck weisen zudem eine erektile Dysfunktion auf, umgangssprachlich auch als Impotenz bekannt.1Kloner, R.: Erectile dysfunction and hypertension. In: International Journal for Impotence Research Bd. 19 (2007). S. 296 – 302

Eine Behandlung zum frühestmöglichen Zeitpunkt ist entscheidend, um irreversible Einschränkungen der Sexualfunktion zu vermeiden. Der Besuch bei einem Kardiologen oder Allgemeinmediziner ist der erste Schritt zur erfolgreichen Behandlung der  Hypertonie. Wir klären über den Zusammenhang von Bluthochdruck & Impotenz auf.

Ja, Bluthochdruck kann Impotenz bzw. Erektionsstörungen auslösen. Hoher Blutdruck führt zu kleinen Verletzungen und Verkalkungen. Die Durchblutung wird somit im gesamten Körper gestört, das betrifft auch die Schwellkörper des Penis, die für eine Erektion zuständig sind.

Ja, es kann möglich sein das man durch die Erektionsstörungen einen Bluthochdruck erkennt. Meist wird der erhöhte Blutdruck erst dann erkannt, wenn Symptome auftreten. Auch eine Erektionsstörung oder Impotenz können auf Bluthochdruck hinweisen.

Ja, die aller meisten Potenzmittel, die von Ärzten verschrieben werden, können bei Bluthochdruck eingenommen werden. Welches Potenzmittel dies genau ist und in welcher Dosierung es genommen werden soll, entscheidet allerdings der Arzt. Daher ist ein Arztgespräch und eine Diagnose vom Arzt äußerst wichtig

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Jens Winkler

Aktualisiert: 26. Mai 2022 | Medizinisch überprüft von: Klaus Marquardt

Redaktion
Inhaltsübersicht:
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    Was ist Bluthochdruck?

    Bluthochdruck (Hypertonie) ist eine Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems. Dabei ist der Druck des Blutes auf die Blutgefäße dauerhaft erhöht. Bleibt dieser über längere Zeit unbehandelt, kann er schwerwiegende Folgen für den ganzen Körper haben.

    Blutdruckwerte:

    Ursachen von Bluthochdruck

    Es gibt vielseitige Ursachen und Risikofaktoren, die für die Entwicklung von Bluthochdruck verantwortlich sein können.

    Dazu zählen:

    Auch mit fortschreitendem Alter leiden mehr Menschen unter der Erscheinung des Bluthochdrucks. Dies ist durch die nachlassende Elastizität der Blutgefäße zu erklären, die sich verhärten und verengen. Dadurch kann weniger Blut durch die Arterien gepumpt werden, was den Druck ansteigen lässt.

    Von diesen Auslösern des arteriellen Blutdrucks ist der sekundäre Bluthochdruck zu unterscheiden. Diesem können verschiedene Grunderkrankungen zugrunde liegen, wie zum Beispiel Nierenerkrankungen, hormonelle Störungen, Alkoholmissbrauch oder Fehlbildungen des Herz-Kreislaufsystems.

    Nicht alle Männer reagieren auf diese Auslöser auf die gleiche Art und Weise. Bei manchen löst beispielsweise die vermehrte Aufnahme von Kochsalz eine Steigerung des Blutdrucks aus, andere sind davon nicht betroffen.

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    SewCream / shutterstock.com

    Symptome von Bluthochdruck

    Häufig ist von Bluthochdruck als „stiller Gefahr“ die Rede, da die meisten Patienten keine oder nur schwach ausgebildete Symptome aufweisen. Auf diese Weise kann sich die Hypertonie über Jahre einschleichen und lange unbehandelt bleiben, was das Risiko für Folgeschäden erhöht. Umso wichtiger ist es, typische Anzeichen für Bluthochdruck nicht als belanglos einzustufen.

    Dies betrifft:

    Werden diese Anzeichen nicht ernst genommen und der Bluthochdruck nicht behandelt, steigt das Risiko für weitere Erkrankungen.

    Experten empfehlen deshalb, mit diesen Symptomen sofort einen Mediziner aufzusuchen. Mit einem einfachen Blutdruckmessgerät kann auch in eigener Regie Gewissheit geschaffen werden. Liegen die Messwerte dauerhaft und zu verschiedenen Tageszeiten über dem Grenzwert, ist dies ein eindeutiges Anzeichen für Hypertonie.

    Tipp: Der Blutdruck kann mit dem entsprechenden Messgerät ganz einfach selbst gemessen und kontrolliert werden.

    Impotenz durch Bluthochdruck

    Impotenz als Begleiterscheinung von Bluthochdurck

    Besteht über längere Zeit ein Bluthochdruck, werden die Blutgefäße beeinträchtigt. Das betrifft auch jene Gefäße, die den Penis mit Blut versorgen.

    Warum macht hoher Blutdruck impotent?

    Eine Erektion entsteht, wenn vermehrt Blut in die Schwellkörper des Penis fließt. Dafür müssen die Gefäße, die das Blut in den Penis leiten, reibungslosen Blutfluss gewährleisten. Bluthochdruck beeinträchtigt besonders die Wände der Blutgefäße. Es wird nicht mehr ausreichend Blut transportiert. Verkalkungen verhindern, dass auch die feinsten Gefäße durchblutet werden. Folglich bleibt der Penis schlaff weil nicht genug Blut für eine Erektion vorhanden ist.

    Eine US-amerikanische Studie aus dem Jahr 2000 bestätigte bereits den Zusammenhang von Bluthochdruck und Impotenz in Form der erektilen Dysfunktion.2Burchhardt, M.; Burchhardt, T. et. al.: Hypertension is associated with severe erectile dysfunction. In: The Journal of Urology Bd. 164 (2000). S. 1188 – 1191

    Eine Gruppe von Patienten, die unter der Vorerkrankungen litten, wiesen deutlich mehr Fälle auf, als die Vergleichsgruppe mit normalem Blutdruck.

    Zurückzuführen ist der Zusammenhang von Bluthochdruck und Impotenz auf den arteriellen Blutfluss in den Penis, welcher für die Erektion entscheidend ist. Je früher die Behandlung von Bluthochdruck erfolgt, desto erfolgreicher kann auch die Impotenz behandelt werden.

    Bei Bluthochdruck wird auch die Erektionsfähigkeit beeinträchtigt. Es dauert eine gewisse Zeit, bis sich der Blutdruck während der Behandlung normalisiert und auch die vollständige Potenz zurückkehrt.

    Bleiben Erektionsstörungen trotz medikamentöser Behandlung und/oder Lebensumstellung bestehen, können PDE-5-Hemmer angewendet werden. Potenzmittel wie Viagra oder Cialis eignen sich zur temporären Behandlung von erektiler Dysfunktion durch Bluthochdruck.

    Die Einnahme von Potenzmittel bei Bluthochdruck sollte mit einem Arzt abgesprochen werden. Weil PDE-5-Hemmer und andere Potenzmittel blutdrucksenkend wirken, kann es zu lebensgefährlichen Wechsel- und Nebenwirkungen mit Blutdrucksenkern und Medikamenten kommen.

    Verschreibungspflichtige Potenzmittel können in der Regel bei erhöhten Blutdruck eingenommen werden, da diese ebenfalls eine blutdrucksenkende Wirkung haben. Eine gezielte Absprache mit dem behandelnden Arzt ist allerdings notwendig.

    In den meisten Fällen werden Männern mit Bluthochdruck leicht dosierte Potenzmittel verschrieben um keinen zu starken Blutdruckabfall zu riskieren. Als besonders gut verträglich gilt Tadalafil, Vardenafil oder auch Avanafil in niedriger Dosierung.

    Im Zweifelsfall sollte niedrig dosierte Potenzmittel wie z.B. Cialis in 2.5 oder 5 mg auf täglicher Basis eingenommen werden. Damit sind Männer dauerhaft bereit und riskieren keine zu starken Nebenwirkungen wie bei der Bedarfsanwendung einer höheren Dosis.

    Mögliche Therapieansätze

    Die Aussichten auf eine erfolgreiche Behandlung von Bluthochdruck und Impotenz steigt bei frühzeitiger Diagnose.

    Liegt eine leichte Form der Hypertonie vor, so reicht unter Umständen eine Anpassung des Lebensstils aus, um wieder Normalwerte zu erreichen. Dazu zählen je nach individueller Veranlagung eine ausgewogene Ernährung, mehr Bewegung und die Reduktion des Körpergewichts.

    Konnte sich die Erkrankung bereits verfestigen, reicht eine Behandlung durch kleine Anpassungen des Alltags oft nicht mehr aus. In diesem Fall empfiehlt sich die medikamentöse Behandlung mithilfe verschiedener Präparate. Diese müssen fortan täglich eingenommen werden, um die Symptomatik zu überwinden. Ziel ist es, den Blutdruck künstlich zu regulieren, um damit das Risiko für Folgeschäden zu minimieren.

    Die Einnahme von Medikamenten zur Senkung des Blutdrucks sollte erst dann erfolgen, wenn die Änderung des Lebensstils keine Besserung gebracht hat oder ein schwerer Bluthochdruck vorliegt.

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    AndreyCherkasov / shutterstock.com

    Medikamente bei Bluthochdruck und Impotenz

    Bei schweren Fällen von Bluthochdruck ist es das oberste Ziel der Medikation, schwere Folgeschädigungen am Patienten zu vermeiden. Dazu zählen Herzinfarkte und Schlaganfälle, die ein tödliches Risiko in sich bergen.

    Geht die Hypertonie mit einer erektilen Dysfunktion einher, bringt dies besondere Anforderungen an die eingesetzten Wirkstoffe mit sich.

    Beta-Blocker

    Während üblicherweise Beta-Blocker bei Patienten mit Bluthochdruck zum Einsatz kommen, sind diese bei Impotenz umstritten. Sie stehen im Verdacht, Erektionsstörungen hervorzurufen oder die bestehende Problematik zu verstärken.

    Wissenschaftliche Studien gaben zuletzt teilweise Entwarnung und ordneten Impotenz als psychologischen Nebeneffekt der Einnahme ein, der nach Absetzen der Beta-Blocker abklingt.3Silvestri, Antonello; Galetta, Pasquale; et. al.: Report of erectile dysfunction after therapy with beta-blockers is related to patient knowledge of side effects and is reversed by placebo. In: European Heart Journal Bd. 24 (2003). S. 1928 – 1932 

    Diuretika

    Neben der Erkrankung selbst können eingesetzte Entwässerungsmittel, sogenannte Diuretika, die oft parallel verschrieben werden, eine erektile Dysfunktion verstärken. Durch das Entziehen von Flüssigkeit verringern sie das Blutvolumen, wodurch bei sexueller Erregung weniger Blut in die Schwellkörper fließen kann.

    Führen Blutdrucksenker zu Impotenz?

    Betablockern und Diuretika zur Behandlung von erhöhtem Blutdruck wird nachgesagt, dass sie bestehende Erektionsstörungen verstärken können. Dieser Zusammenhang konnte allerdings noch nicht durch wissenschaftliche Studien bestätigt werden.

    Dennoch berichten viele Bluthochdruck-Patienten über das Auftreten von Erektionsstörungen während der Einnahme von Blutdrucksenkern.

    Die Einnahme von Blutdrucksenkern von Männern führt laut Studien allerdings nicht zu Erektionsstörungen. Der Grund für die Potenzprobleme ist vielmehr der Bluthochdruck, der die Blutgefäße und somit die Durchblutung des Penis beeinträchtigt.

    Kalziumantagonisten, ACE-Hemmer und Sartane tragen einen wichtigen Teil zur Behandlung bei. Nach dem heutigen Stand der Forschung stellen die Medikamente aller drei Gruppen kein zusätzliches Risiko für die Erektionsfähigkeit dar. Bei der Behandlung von Bluthochdruck und Impotenz kommen diese Wirkstoffgruppen deshalb besonders häufig zum Einsatz.

    Geht die Impotenz zurück wenn der Blutdruck wieder sinkt?

    Wird Bluthochdruck erfolgreich behandelt, bessern sich die Begleitsymptome und das Risiko für gesundheitliche Beeinträchtigungen sinkt.

    Auch dadurch ausgelöste Schäden an den Blutgefäßen verringern sich. Die Chancen, dass sich eine erektile Dysfunktion durch die Normalisierung des Blutdrucks bessert, stehen gut.

    Hinweis: Um das Risiko einer chronischen Erektionsstörung (Impotenz) zu verringern, sollte der behandelnde Arzt schon zu Beginn der Behandlung darüber informiert werden. So kann die (medikamentöse) Therapie des Patienten auf die erektile Dysfunktion abgestimmt werden.

    Weitere Behandlungsmöglichkeiten

    Nur bei wenigen Patienten mit leichtem Bluthochdruck klingen Erektionsstörungen nach der medikamentösen Einstellung ab. Alternativ stehen PDE-5-Hemmer für die Behandlung zur Verfügung. Während einer Behandlung mit Blutdrucksenkern dürfen diese aber keinesfalls ohne ärztlichen Rat eingenommen werden. Stattdessen ist eine ärztliche Einstellung der Medikamente notwendig, um Wechselwirkungen zu vermeiden.

    Obwohl PDE-5-Hemmer ebenfalls blutdrucksenkend wirken, ist die gleichzeitige Einnahme tolerabel. Wirkstoffe wie Sildenafil, Tadalafil, Vardenafil oder Avanafil tragen dazu bei, die erektile Dysfunktion temporär zu überwinden und in Kombination mit sexueller Erregung eine stabile Erektion aufzubauen. Auf diese Weise ist spontan eine zufriedenstellende sexuelle Aktivität möglich.

    Für eine Verschreibung dieser Medikamente zur Verbesserung der Erektionsfähigkeit sollte ein Arzt konsultiert werden. Von einer Therapie ohne Arzt über das Internet sollten Männer absehen, es können gefährliche Wechselwirkungen & Nebenwirkungen entstehen.

    Literatur:

    1. Kloner, R.: Erectile dysfunction and hypertension. In: International Journal for Impotence Research Bd. 19 (2007). S. 296 – 302.
    2. Burchhardt, M.; Burchhardt, T. et. al.: Hypertension is associated with severe erectile dysfunction. In: The Journal of Urology Bd. 164 (2000). S. 1188 – 1191.
    3. Silvestri, Antonello; Galetta, Pasquale; et. al.: Report of erectile dysfunction after therapy with beta-blockers is related to patient knowledge of side effects and is reversed by placebo. In: European Heart Journal Bd. 24 (2003). S. 1928 – 1932.
    4. Böhm, M.; Burkart, M.; Baumann, G.: Sildenafil wird auch von Patienten
      mit einer erektilen Dysfunktion und einer Mehrfachmedikation bei bestehender arterieller Hypertonie gut toleriert. In: Journal für Hypertonie Bd. 8 (2004). S. 17 – 19.
    5. Wenn Hypertoniker Probleme mit der Potenz haben, liegt es meist nicht an ihren Tabletten | aerztezeitung.de
    6. Hochdruckmedikamente nicht für Potenzstörungen verantwortlich | hochdruckliga.de

    Bildnachweis: Chinnapong / shutterstock.com