Unfruchtbarkeit des Mannes
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Klappt es trotz vieler Versuche und nach längerer Zeit nicht mit dem Kinderwunsch, kann unter Umständen eine Unfruchtbarkeit vorliegen. Diese kann sowohl den Mann als auch die Frau gleichermaßen betreffen. Zeugungsunfähigkeit ist ein sensibles Thema, welches großen psychischen Druck auf Betroffene ausübt. Ursachen für die Sterilität eines Mannes gibt es viele.
Glücklicherweise birgt die moderne Medizin mittlerweile aber auch viele Behandlungsmethoden und Lösungen. In vielen Fällen ist die Unfruchtbarkeit beim Mann nur temporär und lässt sich durch geeignete Behandlung der Ursachen wieder beseitigen.
Was wird unter Unfruchtbarkeit verstanden?
Die Unfruchtbarkeit (auch Sterilität) beschreibt die Unfähigkeit zur Fortpflanzung und kann sowohl bei Männern als auch bei Frauen auftreten. Ein Mann ist dann zeugungsunfähig, wenn es trotz häufigen ungeschützten Geschlechtsverkehrs zu keiner Schwangerschaft kommt.
Zu beachten ist dabei allerdings, dass eine Schwangerschaft bei akutem Kinderwunsch nicht immer so schnell klappt, wie viele meinen. Nach Absetzen der Verhütungsmittel dauert durchschnittlich zwischen acht und zehn Monaten, bis es zu einer Befruchtung kommt. In einigen Fällen sogar länger. Dieses Phänomen ist normal und noch kein Grund zur Sorge.
Achtung: Eine Unfruchtbarkeit bedeutet für einen Mann nicht unbedingt, dass er ein Leben lang zeugungsunfähig sein wird. Je nach Ursache ist die Unfruchtbarkeit eine temporäre Störung, die sich mit der richtigen Behandlung beheben lässt.1Trends of male factor infertility, an important cause of infertility: A review of literature J Hum Reprod Sci. 2015 Oct-Dec; 8(4): 191–196. | doi.org
Ab wann gilt Mann als unfruchtbar?
In der Regel wird dann von Unfruchtbarkeit gesprochen, wenn es trotz regelmäßigen ungeschützten Geschlechtsverkehrs in einem Zeitraum von über einem Jahr nicht zur Schwangerschaft kommt.1Trends of male factor infertility, an important cause of infertility: A review of literature J Hum Reprod Sci. 2015 Oct-Dec; 8(4): 191–196. | doi.org Dies ist allerdings keine allgemeingültige Regel, da es sich bei jeder Person anders verhalten kann. Eine Untersuchung durch einen Arzt verschafft Aufklärung.
Unfruchtbarkeit und Erektionsstörungen unterscheiden
Als Sammelbegriff steht Impotenz sowohl für Sexualfunktionsstörungen als auch für die Unfähigkeit der Fortpflanzung. Impotenz und Unfruchtbarkeit sind allerdings nicht immer miteinander gleichzusetzen. Im Volksmund steht der Begriff Impotenz stellvertretend für Störungen der Erektionsfähigkeit eines Mannes. Probleme mit der Potenz bedeuten jedoch nicht, dass man zudem auch unfruchtbar ist.
Störungen bei der Sexualfunktion können zwar zu Problemen beim Kinderwunsch führen, sprechen aber nicht die Furchtbarkeit eines Mannes ab. Störungen mit der Potenz haben zudem keinen direkten Einfluss auf die Qualität der Spermien. Ein Mann mit Erektionsproblemen kann also trotzdem noch fruchtbar sein.
Anzeichen für Zeugungsunfähigkeit beim Mann
Eine Unfruchtbarkeit ist meist nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Sie äußert sich nicht im Alltag und hat in der Regel je nach Ursache auch keine körperlichen Symptome. Viele Männer bemerken ihre Zeugungsunfähigkeit daher erst dann, wenn es zu einem akuten Kinderwunsch kommt.1Trends of male factor infertility, an important cause of infertility: A review of literature J Hum Reprod Sci. 2015 Oct-Dec; 8(4): 191–196. | doi.org
- Hauptkriterium für die Furchtbarkeit ist die Qualität der Spermien.
Im Hoden muss eine ausreichende Menge an Spermien produziert werden, welche gleichzeitig auch beweglich und gesund sein müssen. Diesbezüglich spielt die schnelle und vorwärts gerichtete Beweglichkeit der Spermien eine zentrale Rolle. Des Weiteren muss der Transportweg frei von Störungen sein, damit das Sperma in das Ejakulat befördert werden kann. Ist die Spermienqualität vermindert oder sind die Transportwege gestört, kann es zur Zeugungsunfähigkeit kommen.
Ursachen für die Unfruchtbarkeit beim Mann
Die Ursachen für eine Zeugungsunfähigkeit beim Mann können vielfältig sein. Während ein ungesunder Lebensstil und schädliche Umwelteinflusse Risikofaktoren für Mann und Frau sind, gibt es auch geschlechtsspezifische Gründe für eine Unfruchtbarkeit.
Fertile Spermien werden nur dann produziert, wenn das Hodengewebe intakt und der Transport der Spermien bis hin zum Ejakulat ungestört möglich ist. Ist dies nicht der Fall, kommt es zur Verminderung der Spermienqualität oder gänzlich zur Unfruchtbarkeit. Probleme mit einer Erektion können den Prozess einer natürlichen Befruchtung zudem auch erschweren.
Unterschieden wird dabei zwischen organischen Ursachen, Umwelteinflüssen und Lifestyle-Faktoren. Dabei gilt Stress oft als der größte Faktor für verringerte Libido und Unfruchtbarkeit.3Mutter J, Hensinger P. Rückgang der Spermienqualität: Umweltmedizinische Ursachen | drmutter.org (.pdf)
Organische Ursachen für Unfruchtbarkeit:
- Geringer Testosteronspiegel
- Hormonstörungen
- Störungen der Sexualfunktion
- Verklebte/ durchtrennte Samenleiter
- Infektionen mit Chlamydien oder anderen Geschlechtserkrankungen
- Schädigung der Hoden durch Verletzungen, Krampfadern oder Durchblutungsstörungen
- Entzündungen am Hoden
- Stoffwechselstörungen
- Tumore
- Genetische Anomalien
Umwelteinflüsse, die zu einer Unfruchtbarkeit führen können:
- Giftige Stoffe in Kleidung und Hygieneartikeln
- Lebensmittelzusätze
- Schadstoffe (z.B. Quecksilber)
- Bestimmte Weichmacher (z.B. Bisphenol A)
- Belastetes Trinkwasser
- Pestizide
- Radioaktive Strahlung
Lifestylefaktoren, die das Risiko einer Unfruchtbarkeit verstärken:
- Konsum von Drogen, Alkohol und Nikotin
- Übergewicht
- Starkes Untergewicht
- Stress
- Zu wenig Bewegung
- Einnahme bestimmter Medikamente (z. B. Anabolika)
- Vitaminarme Ernährung
- Zu enge Hosen
Um die tatsächliche Ursache für eine mögliche Unfruchtbarkeit herauszufinden, sollten Betroffene einen Facharzt aufsuchen. Durch eine genaue Untersuchung lassen sich die Gründe in den meisten Fällen herausfiltern. Nur wenn auch die Ursache klar ist, lässt sich das Problem nachhaltig behandeln. Im Menüpunkt Adressen & Hilfe finden Sie schnell einen geeigneten Facharzt für die Untersuchung & Behanldung.
Wie wird Sterilität diagnostiziert?
Bei der Diagnose der Unfruchtbarkeit wird zunächst eine ausführliche Anamnese durchgeführt, bei der Medikamenteneinnahme, Lebensumstände sowie Erkrankungen besprochen werden. Danach kommt es zu einer körperlichen Untersuchung, bei der der Hodenbereich abgetastet wird. In manchen Fällen wird auch eine Ultraschalluntersuchung der Prostata durchgeführt.
Die effizienteste Weise, eine Unfruchtbarkeit festzustellen, ist das Spermiogramm und die Hormondiagnostik. Mit einem Spermiogramm lässt sich die Qualität der Spermien ermitteln. Dabei wird nach 7 Tagen Abstinenz eine Spermaprobe abgegeben, welche anschließend im Labor auf Beweglichkeit, Anzahl und Form der Spermien hin untersucht wird.
Eine weiter Methode ist die Hormondiagnostik, bei welcher durch eine Blutabnahme der Hormonhaushalt des Mannes überprüft wird.
Wird wird die Unfruchtbarkeit behandelt?
Die Behandlung eines zeugungsunfähigen Mannes hängt ganz von der jeweiligen Ursache ab. Eine ausführliche Diagnostik ist für eine erfolgreiche Behandlung daher unumgänglich. Während in manchen Fällen schon eine Wandlung hin zu einem gesünderen Lebensstil ausreicht, kommen in schwerwiegenderen Fällen auch Medikamente oder chirurgische Eingriffe in Betracht.
Eine Operation ist beispielsweise bei Krampfadern am Hodensack oder bei einem verklebten bzw. durchtrennten Samenleiter indiziert. Ist die Ursache hormonell bedingt, hilft eine Hormontherapie. Wird die Zeugungsunfähigkeit durch Krankheit oder Infektionen ausgelöst, werden Medikamente eingesetzt. Sind Infektionen wie Chlamydien Auslöser, wird beispielsweise Antibiotika eingesetzt.
Sollte es trotz Behandlung nicht zur Wiederherstellung der Furchtbarkeit kommen, verschaffen alternative Reproduktionsmethoden bei einem akuten Kinderwunsch Abhilfe. Allgemein gilt, sich mit einem erfahrenen Urologen und spezialisierten Kinderwunschzentren abzusprechen und genaue Untersuchungen anzufordern.
- Psychotherapie
- Operationen (z. B. bei Krampfadern am Hodensack/ verklebter Samenleiter)
- Einnahme von Medikamenten (z. B. Antibiotika)
- Änderung des Lebensstils (Abbau von Stress, Bewegung, gesunde Ernährung etc.)
- Hormontherapie
- Mechanische Hilfsmittel oder Potenzmittel (bei erektiler Dysfunktion)
Zudem sollte beachtet werden, dass täglicher Geschlechtsverkehr die Chancen einer Zeugung nicht verbessert – ganz im Gegenteil sogar: zu häufiger Sex verringert die Anzahl der Spermien im Ejakulat. Daher ist es ratsam, den Geschlechtsverkehr bei Problemen mit der Furchtbarkeit auf alle drei Tage zu begrenzen. Eine längere Abstinenz kann Vorteilhaft sein.
Alternativen für die Reproduktion trotz Sterilität
Menschen, die an Unfruchtbarkeit leiden, haben mittlerweile dank der modernen Medizin verschiedene Alternativen, wenn es um die Fortpflanzung geht. Sterile Männer müssen ihren Kinderwunsch daher nicht in allen Fällen auf Eis legen. Je nach Grad der Unfruchtbarkeit und Qualität der Spermien gibt es dabei unterschiedliche Methoden. Zu den meist verbreiteten zählen die folgenden Möglichkeiten.
Insemination
Ist der Mann von einer geringen Unfruchtbarkeit betroffen, z.B. durch nur eine geringe Anzahl beweglicher Spermien, bietet sich die Insemination als gängige Therapie-Möglichkeit an. Die Samen des Mannes werden dabei extrahiert und aufbereitet. Dadurch kommt es zur Stärkung der fortpflanzungsfähigen Spermien. Anschließend werden diese mit einer Spritze in Gebärmutter oder Eileiter übertragen. Dabei ist die Chance einer Schwangerschaft deutlich größer als durch den reinen Geschlechtsverkehr, da gewissermaßen nur die besten Spermien ins Rennen gehen.
Künstliche Befruchtung/ In-vitro-Fertilisation (IVF)
Dabei findet die Befruchtung auf künstliche Weise im Labor statt. Eizelle und Spermien werden miteinander vereint und nach erfolgreicher Befruchtung in die Gebärmutter eingepflanzt.
Samenspender
Durch Insemination wird die Frau mit Spendersamen befruchtet.
Adoption
Eine weitere Option, die viele unfruchtbare Paare bei der Sterilität eines Mannes als Ausweg nehmen, ist die Adoption eines Kindes.
Neben den genannten Methoden gibt es aber auch weitere. Dabei kommt es immer auch auf die Spermaqualität des Mannes an. Sprechen Sie am besten alle Alternativen mit einem Arzt ab, um die bestmögliche Methode zu finden.
Hilfe finden & Kinderwunsch erfüllen
Unfruchtbarkeit ist kein seltenes Phänomen und tritt in manchen Fällen auch nur als temporäres Problem auf. Auslöser für Unfruchtbarkeit gibt es viele, dabei werden organische Ursachen, Umwelteinflüsse und Lifestylefaktoren unterschieden. Von Unfruchtbarkeit wird dann gesprochen, wenn es trotz ungeschützten Geschlechtsverkehrs innerhalb eines Jahres zu keiner Zeugung kommt.
Die gute Nachricht ist: In vielen Fällen ist Unfruchtbarkeit dank moderner Medizin behandelbar. Zudem gibt es mittlerweile auch alternative Reproduktionsmethoden, die beim akuten Kinderwunsch weiterhelfen. Dazu ist allerdings eine ausführliche Untersuchung durch einen Facharzt unvermeidbar. Nur wer einen Arzt aufsucht, kann die Unfruchtbarkeit besiegen.
Literatur:
- Trends of male factor infertility, an important cause of infertility: A review of literature J Hum Reprod Sci. 2015 Oct-Dec; 8(4): 191–196. | doi.org
- IVF / ICSI LMU Klinikum – Klinik für Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe | klinikum.uni-muenchen.de
- Mutter J, Hensinger P. Rückgang der Spermienqualität: Umweltmedizinische Ursachen | drmutter.org (.pdf)
Foto: © Shidlovski, Prostock-studio / shutterstock.com | Infografik: Impotenz.net