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Diagnostik der Impotenz

Da unter der Impotenz häufig eine erektile Dysfunktion verstanden wird, beschreiben wir im folgenden die Diagnostik von Erektionsstörungen. Die Impotenz in Sinne der Unfruchtbarkeit wird mittels einer Fruchtbarkeitsdiagnostik ermittelt.

Bereits bei ersten Anzeichen von signifikanten Erektionsstörungen ist es für betroffene Männer wichtig, ärztliche Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Adressen von Urologen haben wir hier zusammengefasst.

Einerseits kann die Impotenz selbst ein Anzeichen für eine chronische Erkrankung sein, die einer Behandlung bedarf. Andererseits sind Potenzstörungen keineswegs irreversibel, sondern lassen sich gezielt behandeln. Auf der Suche nach einer passenden Behandlung ist eine fundierte ärztliche Diagnose entscheidend.

Sollten Sie den Verdacht haben an einer erektilen Dysfunktion zu leiden so kann ungefähr folgender Ablauf beim Arzt erwartet werden:

  • Erstgespräch beim Arzt
  • vollständiges Ausfüllen eines Fragebogens
  • Blutabnahme
  • Untersuchung der körperlichen Funktionen
  • falls notwendig zusätzlich Diagnostik mittels Apparaten

Zu Beginn der Untersuchung gibt es ein ausführliches Gespräch mit dem behandelnden Arzt. Dabei werden folgende Themen besprochen:

  • ausführliches Gespräch über das Sexualleben mit Definition von Problemen
  • Erhebung der Krankengeschichte
  • Untersuchung der Medikamenteneinnahme
  • Definition des aktuellen Lebensstil und der Gewohnheiten

Die Coaches oder Therapeuten leiden die Männer durch die Therapie und geben je nach Einschätzung die Richtung des Gespräches vor. Möchten Patienten über ein bestimmtes Problem oder Thema sprechen, wird auch auf dieses eingegangen. 

  • Abtastung des Genitalbereiches um etwaige Verhärtungen oder Entzündungen zu erkennen
  • Prostatauntersuchung
  • Blutdruckkontrolle sowie Überprüfung des Gewichtes und des Bauchumfanges
  • Untersuchung des Körperbaus ob etwaige Hormonstörungen vorliegen
  • Beim Verdacht auf Unfruchtbarkeit findet eine Fruchtbarkeitsdiagnostik statt. 
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    Jens Winkler

    Aktualisiert: 31. Januar 2023 | Medizinisch überprüft von: Klaus Marquardt

    Redaktion

    Vorbereitet ins Anamnesegespräch

    Noch vor den ersten körperlichen Untersuchungen klärt der behandelnde Arzt in einem Anamnesegespräch die wichtigsten Eckpunkte zur Erkrankung ab. Auf diese Weise soll geklärt werden, welchen Einfluss die Krankengeschichte, der allgemeine Lebensstil oder eine aktuelle Medikation auf die Symptome haben. Zudem werden die Betroffenen zu ihrem Sexualleben befragt.

    Dabei ist es wichtig, ehrliche und präzise Antworten zu geben, denn das Stellen dieser intimen Fragen ist bei der Diagnose der erektilen Dysfunktion von entscheidender Bedeutung. Wir möchten hier einige typische Fragen anführen, bei denen es hilfreich sein kann, passende Antworten schon vor dem Besuch in der Praxis durchzugehen.

    Häufige Fragen bei der Diagnostik:

    Auch Fragen zum emotionalen Zustand und zu Gemütsstimmungen werden in diesem Gespräch abgeklärt, da psychologische Faktoren wie Stress, Depression, Angststörungen oder Traumata nicht selten Erektionsstörungen zur Folge haben können. 

    Insgesamt soll anhand der Anamnese geklärt werden, welchen Einfluss die verschiedenen Faktoren auf die Symptome haben. Der Mediziner kann auf diese Weise noch vor der körperlichen Untersuchung einschätzen, ob der erektilen Dysfunktion körperliche oder psychische Ursachen zugrunde liegen. Im weiteren Verlauf erklärt der Arzt die weiteren Schritte des Diagnoseverfahrens sowie mögliche Behandlungsmethoden.

    Untersuchungen bei Impotenz

    Auf die Anamnese folgt eine Reihe von Untersuchungen.

    Dazu zählen körperliche Untersuchungen, aber auch Laboruntersuchungen. Zudem sollte immer auch der Hormonhaushalt des Patienten untersucht werden. Als wichtigstes Sexualhormon wirkt sich ein möglicher Testosteronmangel direkt auf die Potenz des Mannes aus. Ein zu niedriger Testosteronspiegel kann daher zu Störungen der Sexualfunktionen führen.

    Die körperliche Untersuchung

    Direkt an die Anamnese schließt sich die körperliche Untersuchung an. Sie dient dazu, ursächliche Erkrankungen oder Begleiterkrankungen der Impotenz zu bestimmen und ist bei Erektionsproblemen obligatorisch. 

    Dabei werden die endokrinen Düsen, das Urogenitalsystem, das Vaskular System, in manchen Fällen aber auch neurologische Aspekte untersucht.

    Obligatorisch sind die folgenden Tests und Untersuchungen:

    Beim Abtasten des Genitalbereichs untersucht der Arzt mögliche Unregelmäßigkeiten, Anomalien oder Veränderungen, wie beispielsweise eine vergrößerte Prostata oder Knötchenbildung. Der BMI hingegen gibt Auskunft über Übergewicht, welches ebenfalls bekannt dafür ist, Potenzprobleme auszulösen. Speziell das Bauchfett hat bei Männern maßgeblichen Einfluss auf den Testosteronspiegel und verwandelt Testosteron in Östrogen.

    Die körperliche Untersuchung liefert somit wichtige Aufschlüsse über mögliche Auslöser der Impotenz, z.B. Entzündungen, Verhärtungen oder venöse und hormonelle Ursachen. Dies kann der frühzeitigen Erkennung von schwerwiegenden und teils lebensbedrohlichen Erkrankungen dienlich sein. Zugleich lassen sich diverse potenzielle Ursachen der Impotenz mithilfe der Befunde ausschließen.

    Zu den weiteren körperliche Untersuchungen zählen:

    Messung von nächtlichen Erektionen (RIGIscan):

    Anhand von Überwachungsgeräten werden nächtliche Erektionen aufgezeichnet und gemessen. Durch diese Methode lässt sich erkennen, ob die Potenzstörungen organisch oder psychologisch bedingt sind. Kommt eine Erektion nachts zustande, sind psychologische Ursachen für die Störungen wahrscheinlicher.

    Intrakavernöser Injektionstest:

    Dieser Test gibt Auskunft über den Zustand der Gefäße im Geschlechtsorgan. Dabei wird eine Injektion in den Penis gegeben. Sind die Gefäße intakt, sollte sich der Penis innerhalb von 10 Minuten erigieren und 30 Minuten in diesem Zustand verweilen. Dieser Test allein ist allerdings nicht ausreichend aussagekräftig.

    Dopplersonographie des Penis (Ultraschall):

    Dieses nicht invasive Verfahren ermittelt die arterielle Blutversorgung im Penis. Dabei wird in der Regel eine gefäßerweiternde Substanz in den Schwellkörper gespritzt, welche den Blutstrom im Penis stimuliert. Dieser Blutstrom wird anschließend gemessen.

    Impotenz im Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen

    Körperliche Untersuchungen oder Tests im Labor zeigen zwar nicht in allen Fällen die exakte Ursache für eine erektile Dysfunktion auf, klinische und biochemische Begutachtungen des Betroffenen können jedoch aufschlussreiche Informationen über mögliche komorbide Erkrankungen liefern. Männer, die an Impotenz leiden, weisen nicht selten eine hohe Prävalenz für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (CVDs), Diabetes und Schlaganfälle auf.

    Oft lassen sich Patienten dabei in drei unterschiedliche Risikogruppen einteilen:

    Ziel ist es, durch eine passende Behandlung die sexuelle Funktion zu verbessern, dabei aber gleichzeitig auch die kardiovaskuläre Gesundheit aufrechtzuerhalten. Die Einteilung in eine dieser drei Kategorien hilft dabei, das Risiko der sexuellen Aktivität einzuschätzen bzw. den nötigen Behandlungsalgorithmus zu finden.

    Bestimmung der körperlichen Leistungsfähigkeit

    Betroffene, die ein Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben, werden daher auf ihre körperliche Leistungsfähigkeit hin untersucht, um ihre Herz-Kreislauf-Belastungsfähigkeit zu bestimmen. Geschlechtsverkehr wird dabei mit einem 20-minütigen Spaziergang von ca. 1,6 km gleichgesetzt. Sind die Werte bei dieser Untersuchung sehr hoch, werden die Patienten an einen Kardiologen überwiesen.

    Für Hochrisikopatienten stellt sexuelle Aktivität eine wesentliche Belastung dar, weshalb Betroffene erst auf ihren kardialen Zustand hin behandelt werden müssen, bevor die sexuelle Aktivität wieder aufgenommen werden kann.

    Bei mittlerem Risiko wird zusätzlich ein Stresstest durchgeführt. Hier wird das sogenannte Bruce-Protokoll angewendet: Patienten müssen dabei auf dem Laufband laufen, während unterschiedliche Belastungsstufen und Laufgeschwindigkeiten eingestellt werden. Je nach Ergebnis wird der Betroffene dann in die niedrige oder in die hohe Risikogruppe eingeteilt.

    Bei niedrigem Risiko werden normale Behandlungsmethoden für die Potenzprobleme eingesetzt, da Geschlechtsverkehr dann keine zusätzliche Belastung für den Herz-Kreislauf darstellt. 

    Die Untersuchung im Labor

    Die Europäische Leitlinie zur Diagnostik der erektilen Dysfunktion schreibt darüber hinaus eine Reihe von Laboruntersuchungen vor.1Leitlinie der Europäischen Urologenvereinigung (EAU) 2020 | uroweb.org Diese sollten dabei auf die Beschwerden und Risikofaktoren des Betroffenen abgestimmt sein.

    Der Arzt lässt nach der Blutabnahme die folgenden Werte im Labor ermitteln:

    Diese Befunde sind vor allem dann wichtig, wenn die letzte Laboruntersuchung bereits länger als 12 Monate zurückliegt. Dabei sollte das Gesamt-Testosterontest auch den morgendlichen Gesamttestosterangehalt im nüchternen Zustand beinhalten. Denn einer erektilen Dysfunktion geht häufig ein sehr niedriger Testosteronspiegel vorher.

    Zusätzlich liefert die Krankengeschichte des Patienten Hinweise darauf, ob eine ausführliche Untersuchung auf der Basis von Laborwerten sinnvoll ist. Wenn der Verdacht besteht, dass Vorerkrankungen zur Impotenz geführt haben oder die erektile Dysfunktion wiederum das Symptom einer chronischen Erkrankung ist, ist die Anforderung weiterer Werte ratsam.

    Weitere Werte im Falle von Vorerkrankungen:

    Weiterhin kann der Arzt in bestimmten Fällen noch die folgenden neurologischen Untersuchungen in Betracht ziehen, die wir nachfolgend noch ausführlicher beschrieben haben.

    Psychologische Untersuchungen

    Sind die Erektionsprobleme auf psychologische Ursachen zurückzuführen, werden Betroffene an einen Sexual- oder Psychotherapeuten überwiesen.

    Erektionsprobleme gehen häufig mit psychischen Belastungen einher, insbesondere Depressionen oder Angststörungen können die Potenz des Mannes negativ beeinflussen. Aber auch Probleme in der Lebenspartnerschaft oder sexuelle Unzufriedenheit sind häufige Auslöser für Erektionsschwierigkeiten.

    Um Erektionsstörungen psychologisch auf den Grund zu gehen, führt der behandelnde Arzt zunächst ein klinisches Interview durch, bei dem sämtliche Lebenssituationen, vor allem aber das Sexualleben des Betroffenen im Mittelpunkt stehen. Dabei kann der Arzt evaluieren, welche möglichen psychologischen Gründe für eine Impotenz vorliegen und anschließend eine passende Behandlung vorschlagen.

    Vielen Betroffenen fällt es schwer, über das Thema Impotenz offen zu sprechen. Doch oftmals kann bereits eine ehrliche Kommunikation über das Problem die Erektionsstörung lindern und das Sexualleben sogar maßgeblich verbessern.

    Behandlungsmöglichkeiten bei Impotenz

    Noch immer ist die Ansicht weit verbreitet, dass allein PDE-5-Hemmer wie Viagra für eine (temporäre) Überwindung der Impotenz geeignet sind. Viagra hilft zwar dabei, die Erektionsfähigkeit zu verbessern, beseitigt jedoch nicht die eigentlichen Ursachen. Darüber hinaus können PDE-5-Hemmer bestimmte Nebenwirkungen haben, wodurch sie sich für jeden zur Einnahme geeignet sind. 

    Je nachdem, welcher Befund dem Arzt vorliegt, bestehen weit mehr Möglichkeiten der Behandlung. Lässt sich die Ursache zielgerecht erfassen, ist es oft schon ausreichend diese zu behandeln, um auch den Erektionsproblemen entgegenzuwirken. 

    Muskuläre Ursachen lassen sich bisweilen durch körperliches Training, eine mechanische Therapie und eine Anpassung des Lebensstils überwinden. Ist die Ursache dagegen im hormonellen Bereich zu verorten, so ist eine Testosterontherapie womöglich das geeignete Mittel, um die Symptome langfristig zu überwinden.

    Psychologische Hilfe

    Liefert die Diagnose Hinweise auf eine psychische Ursache der Erkrankung, so erfolgt in der Regel die Überweisung an einen Sexual- oder Psychotherapeuten. Ist der Grund der Impotenz zum Beispiel auf der Ebene der Partnerschaft zu suchen, können einige klärende Sitzungen zur Linderung beitragen.

    Bereits die Situation eines offenen Gesprächs, die im Alltag für viele Männer nicht hergestellt werden kann, hat womöglich einen positiven Einfluss auf das Krankheitsbild. Unterstützung erfahren auch jene Patienten, bei denen eine Abhängigkeit von pornografischen Inhalten besteht, die langfristig zur Impotenz führen kann.

    Individuelle Ursachen benötigen individuelle Behandlungen

    In der Regel gilt, dass sich Potenzstörungen heutzutage gut behandeln lassen. Die moderne Medizin bietet hierfür wirksame Behandlungsmethoden und Hilfsmittel. Je nach Ursache lässt sich eine erektile Dysfunktion in einigen Fällen zwar nicht gänzlich heilen, allerdings gibt es auch diesbezüglich ausreichend Lösungen, die zu einem befriedigenden Sexualleben verhelfen.

    Da es vielfältige Ursachen und Risikofaktoren für Impotenz gibt, muss für die Betroffenen eine individuelle Behandlungsstrategie gefunden werden, die von Invasivität, Wirksamkeit, Sicherheit, Kosten und auch von der Präferenz des Patienten abhängen. Dafür ist allerdings ein offener und ehrlicher Dialog zwischen Betroffenen und Ärzten notwendig.
     

    Ärztliche Hilfe empfohlen

    Der Erfolg der Behandlung hängt letztlich direkt von einer schnellen und gezielten Diagnose ab. Der entscheidende Fehler der meisten Männer ist damit der Verzicht auf einen raschen Besuch in der Arztpraxis.

    Noch immer spielt dabei die Sorge vor einer unangenehmen Situation und einer Stigmatisierung eine wichtige Rolle. Dabei geht jedoch mit der Zeit die Möglichkeit verloren, die eigentlichen Ursachen der Impotenz zu behandeln und nicht nur mithilfe einer Medikation an den Symptomen der Erkrankung zu arbeiten. Die Aussicht auf eine deutliche Verbesserung der Situation bis hin zur vollständigen Genesung sollte Grund genug sein, sich frühzeitig um einen Termin in der Praxis zu kümmern.

    Literatur:

    1. Leitlinie der Europäischen Urologenvereinigung (EAU) 2020 | uroweb.org
    2. Diagnostik und Therapie der erektilen Dysfunktion | dgn.org
    3. Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie | Entwicklungsstufe: S1 Federführend: Prof. Dr. Carl-Albrecht Haensch, Mönchengladbach Herausgegeben von der Kommission Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie | www.awmf.org