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Behandlung von Sterilität

Ein Mann gilt dann als steril oder unfruchtbar, wenn er mindestens ein Jahr lang erfolglos versucht hat, ein Kind zu zeugen. Dabei wird vorausgesetzt, dass die Frau fruchtbar ist und der Geschlechtsverkehr regelmäßig und ungeschützt stattfindet.

Die Ursachen der Sterilität sind vielfältig und reichen von Schädigungen der Hoden über blockierte Samenleiter bis hin zu hormonellen Störungen mit verminderter Spermienqualität. Für eine optimale Therapie ist es daher notwendig, zuerst nach dem Auslöser der Unfruchtbarkeit zu suchen. Wichtig ist daher immer eine einhergehende Diagnostik. Wir beschreiben im Artikel die bekanntesten Behandlungsmöglichkeiten der Unfruchtbarkeit.

Inhaltsübersicht:
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    Jens Winkler

    Aktualisiert: 31. Januar 2023 | Medizinisch überprüft von: Klaus Marquardt

    Redaktion

    Ernährung bei Sterilität

    Der Lebensstil und besonders die Art der Ernährung üben großen Einfluss auf die männliche Zeugungsfähigkeit aus.

    Faktoren, die die Spermienqualität verschlechtern, sind ein hoher Fleisch- und Zuckerkonsum. Insbesondere rotes Fleisch, das intensiv verarbeitet wurde, kann schädliche Substanzen wie bestimmte Konservierungsstoffe oder hormonell aktive Rückstände enthalten.

    Auch trans-Fettsäuren vermindern die Anzahl der Spermien im Ejakulat. Übermäßiger Fleischverzehr in Verbindung mit hohem Zuckeranteil in der Nahrung korreliert mit dem Risiko für Übergewicht. Das begünstigt wiederum das Auftreten von sterilitätsfördernden Zivilisationskrankheiten, wie Diabetes und Arteriosklerose.1The relationship between male BMI and waist circumference on semen quality: data from the LIFE study – doi.org

    Aus diesem Grund sollten Männer mit Kinderwunsch auf ihre Ernährung achten, ihre Kalorienzufuhr im Auge behalten und bestimmte Lebensmittel eher meiden. Dazu zählen vor allem rotes, verarbeitetes Fleisch, stark gesüßte, koffeinhaltige Getränke und Alkohol in größeren Mengen.2Diet and Nutritional Factors in Male (In)fertility—Underestimated Factors – doi.org

    Vorteilhaft ist hingegen unbehandeltes Gemüse und Obst, Vollkornprodukte mit hohem Ballaststoffanteil sowie Nüsse und Fisch als Quellen für hochwertige Fette. Geflügel und magere Milchprodukte als Eiweißquellen können sich ebenfalls positiv auf die Fruchtbarkeit auswirken.2Diet and Nutritional Factors in Male (In)fertility—Underestimated Factors – doi.org

    Gesunder Lebensstil

    Die Rolle von Sport wird nach wie vor kontrovers diskutiert. Aktuell deutet die Studienlage aber darauf hin, dass sich moderate Bewegung sehr förderlich auf die Fruchtbarkeit auswirkt. Lediglich die Ausübung von Hochleistungssport ist mit schlechterer Spermienqualität assoziiert. Regelmäßige körperliche Bewegung trägt demnach dazu bei, oxidativen Stress zu vermindern und wirkt außerdem Übergewicht entgegen.

    Ein gesunder Hormonhaushalt ist für die männliche Zeugungsfähigkeit unabdingbar. Chronischer Stress kann die sensiblen hormonellen Regelkreise allerdings aus dem Gleichgewicht bringen und damit die Spermienproduktion stören.

    Operationen gegen Unfruchtbarkeit

    Männliche Sterilität kann in körperlichen Störungen begründet sein, die durch eine Operation behandelt werden.

    Operationen im Kindesalter

    Manche Fehlbildungen werden bereits im Kindesalter operativ therapiert, beispielsweise ein Hodenhochstand. Dabei wird der betroffene Hoden von der Leiste in den Hodensack verlagert, wo ab der Pubertät eine normale Spermienproduktion erfolgen kann. Auch die Harnröhrenöffnung kann sich an der falschen Stelle befinden und mittels einer frühen Operation korrigiert werden.

    Spätere Operationen

    Eine körperlich bedingte Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit kann sich auch erst im Laufe des Lebens entwickeln, etwa durch Entzündungen. Verklebungen und Blockaden im Hoden, Nebenhoden oder Samenleiter können durch mikrochirurgische Verfahren entfernt werden. Selbiges gilt für eine sogenannte Varikozele, eine Krampfader im Hoden, die unbehandelt eventuell die Samenqualität verschlechtert. 5uro.at – Die Unfruchtbarkeit des Mannes – www.uro.at

    Durchgetrennte Samenleiter rückgängig machen

    Weiters kann auch eine Vasektomie, also eine Durchtrennung der Samenleiter zur Schwangerschaftsverhütung, durch eine Operation rückgängig gemacht werden. Dabei werden die beiden Enden der Samenleiter wieder miteinander verbunden und die Spermien können den Hodensack verlassen.

    Je länger die Vasektomie allerdings zurückliegt, desto schlechter stehen die Chancen für eine erfolgreiche Refertilisierung.

    In einigen Fällen sind die Samenleiter jedoch unwiederbringlich durchtrennt bzw. blockiert oder die Spermienanzahl im Ejakulat ist sehr gering. Dann wird eine Hodenbiopsie durchgeführt, wobei mit einer Nadel Samen direkt aus dem Hoden gewonnen werden. Diese Spermien können anschließend für eine künstliche Befruchtung eingesetzt werden.6Refertilisierung des Mannes – familienplanung.de

    Medikamente für die Fruchtbarkeit?

    Medikamenteneinnahme kann sich sowohl positiv als auch negativ auf die Fruchtbarkeit auswirken, je nach Grunderkrankung und Art der Medikamente.

    Wenn der Grund für die Sterilität in einer Entzündung der männlichen Geschlechtsorgane liegt, verschaffen Medikamente Abhilfe und verhindern schwere Folgeschäden. Bekannte Beispiele sind sexuell übertragbare Krankheiten durch Erreger wie Chlamydien oder Gonokokken, die mittels Antibiotika geheilt werden können. Heute glücklicherweise weniger verbreitet sind Hodenentzündungen durch Mumps oder Syphilis, die früher für viele Fälle von Unfruchtbarkeit verantwortlich waren. 7Epididymitis und Orchitis – amboss.com

    Medikamente mit schlechten Einfluss

    Zahlreiche Medikamente vermindern die Zeugungsfähigkeit, entweder direkt indem sie die Spermienqualität verschlechtern oder indirekt durch eine Beeinträchtigung der Erektion oder der Libido. Dazu zählen Medikamente, die gegen Epilepsie, Bluthochdruck, Allergien oder psychische Erkrankungen verordnet werden. Betroffene Männer sollten ihre Medikation jedoch nie selbstständig abrupt verändern, sondern immer zuerst Rücksprache mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin halten.8Männliche Fertilität Arzneimittel kontra Kinderwunsch – pharmazeutische-zeitung.de

    Testosteronmangel?

    Auch ein Testosteronmangel als Ursache für Sterilität muss bedacht therapiert werden. Wenn nämlich zu viel Testosteron dem Organismus von außen zugeführt wird, leidet darunter die körpereigene Hormonproduktion und damit auch die Spermienqualität. Aus demselben Grund schadet Doping mit männlichen Sexualhormonen der Fruchtbarkeit so massiv.

    Nahrungsergänzung bei Kinderwunsch

    Nach der Diagnose Unfruchtbarkeit kommt bei Betroffenen schnell der Wunsch nach einer einfachen, natürlichen und angenehmen Behandlungsmethode auf. Daher ist nicht verwunderlich, dass der Markt für Nahrungsergänzungsmittel seit Jahren aufblüht.

    Die Versprechen sind jedoch häufig überzogen und beruhen auf fragwürdigen Studienergebnissen. Nur wenige der verwendeten Substanzen haben tatsächlich einen positiven Effekt auf die Spermienqualität. Einige Beispiele dafür sind etwa Coenzym Q10, Folsäure, L-Carnitin, Vitamin E oder Zink.

    NEM nicht zwingend notwendig

    Allerdings nehmen die meisten Menschen im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung diese Stoffe täglich in ausreichender Menge auf. Es besteht daher keine Notwendigkeit für eine künstliche Zufuhr.

    Eine Überversorgung mit gewissen Vitaminen oder Spurenelementen kann dem Körper sogar Schaden zufügen. Im Idealfall kann ein Blutbild Auskunft darüber geben ob ein Mangel vorliegt, welcher anschließend durch Nahrungsergänzungsmittel ausgeglichen werden kann. 

    Darüber hinaus können in den vergleichsweise wenig kontrollierten Nahrungsergänzungsmitteln vereinzelt unerwünschte Substanzen enthalten sein, die nicht nur die Fruchtbarkeit, sondern auch die allgemeine Gesundheit gefährden.9A Systematic Review and Evidence-based Analysis of Ingredients in Popular Male Fertility Supplements – doi.org

    Vorbeugung von Sterilität

    Die meisten Fälle von Unfruchtbarkeit können therapiert, viele auch verhindert werden.

    Angeborene und erworbene Fehlbildungen und krankheitsbedingte Hormonstörungen ausgenommen, ist Zeugungsfähigkeit oft durch einen ungünstigen Lebensstil bedingt. Einseitige Ernährung, Alkohol und Nikotin, Bewegungsmangel und Übergewicht verschlechtern die Spermienqualität und können durch gesunde Lebensgewohnheiten weitgehend behoben werden.

    Weiters kann Stressabbau dabei helfen, den Hormonhaushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen und damit die Fruchtbarkeit fördern.

    Vermeidung von negativen Einfluss

    Sexuell übertragbare Krankheiten sind nicht nur schambehaftet und unangenehm, sondern gefährden auch die Zeugungsfähigkeit. Daher sollte ungeschützter Geschlechtsverkehr außerhalb von festen Partnerschaften mit Wissen um das Risiko vermieden werden.

    Häufig unterschätzt werden externe Faktoren, wie eine Überhitzung der Hoden durch enge Kleidung, heiße Bäder oder Saunabesuche. Auch längeres Sitzen führt zu einem Temperaturanstieg im Hoden, was die Spermienproduktion leicht beeinträchtigt. Dieser Ratschlag sollte allerdings nicht zu beherzigt angenommen werden, eine Sitzheizung im Auto ist kaum der alleinige Auslöser für eine Unfruchtbarkeit

    Diese Störfaktoren können einfach beseitigt werden und damit rückt die Erfüllung des Kinderwunschs ein Stück näher.

    Untersuchung durch einen Arzt ist empfohlen

    Um die passende Behandlung zu finden, ist ein Arztbesuch zwingend erforderlich. Nur wenn die Ursache bekannt ist, kann auch eine entsprechende Behandlung gegen Unfruchtbarkeit erfolgreich sein. Auf Selbstdiagnose bestimmte Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen, ist nicht empfehlenswert und kann im schlimmsten Fall sogar das Gegenteil bewirken. Wir empfehlen daher, einen verlässlichen Experten für die Behandlung von Sterilität aufzusuchen. 

    Literatur:

    1. The relationship between male BMI and waist circumference on semen quality: data from the LIFE study – doi.org
    2. Diet and Nutritional Factors in Male (In)fertility—Underestimated Factors – doi.org
    3. Effects of physical exercises on semen quality and reproductive outcomes in male infertility – doi.org
    4. Lifestyle and fertility: the influence of stress and quality of life on male fertility – doi.org
    5. uro.at – Die Unfruchtbarkeit des Mannes – www.uro.at
    6. Refertilisierung des Mannes – familienplanung.de
    7. Epididymitis und Orchitis – amboss.com
    8. Männliche Fertilität Arzneimittel kontra Kinderwunsch – pharmazeutische-zeitung.de
    9. A Systematic Review and Evidence-based Analysis of Ingredients in Popular Male Fertility Supplements – doi.org

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