Ein unerfüllter Kinderwunsch ist oft eine große Belastung für ein Paar. Besonders quälend ist meist, dass die Ursache nicht bekannt ist. Der erste Schritt zur Erfüllung des Kinderwunsches ist dann eine sorgfältige Untersuchung von beiden Partnern.
Während Frauen zum Frauenarzt gehen, suchen Männer dafür am besten einen Facharzt/eine Fachärztin für Andrologie oder Reproduktionsmedizin auf. Bei der ersten Beratung werden allgemeine Fragen besprochen und die weitere Vorgangsweise abgeklärt.
Wenn der Mann mit der Betreuung in der Praxis zufrieden ist, kann er meistens gleich einen Termin für die folgenden Untersuchungen ausmachen.

Erste Hinweise in der Anamnese
Die Grundlage für alle weiteren Untersuchungen bildet immer eine ausführliche Anamnese. Das heißt, dass der Arzt/die Ärztin dem Mann verschiedenste Fragen zu seinem Lebensstil und Erkrankungen stellt.
Besonders wichtig sind dabei schädliche Gewohnheiten wie Rauchen oder Alkohol,3J Int Med Res. 2012;40(6):2327-35. The effects of smoking and alcohol intake on sperm quality: light and transmission electron microscopy findings. doi.org berufliche oder private Stressfaktoren aber auch vorhergehende Operationen oder eine regelmäßige Medikamenteneinnahme. Auch gut zu wissen ist, ob es Verwandte mit Zeugungsschwierigkeiten gibt oder gab.
Samenanalyse
Sehr aufschlussreich ist eine Untersuchung der Samenqualität, daher wird dieses Verfahren beinahe immer angewandt.
Damit die Menge des Ejakulats ausreicht, sollte der Mann drei Tage vor Abgabe der Samenprobe keinen Geschlechtsverkehr haben. Die Probe wird anschließend in einem Labor analysiert und ein sogenanntes Spermiogramm erstellt.
Dabei beurteilt man, wie viele Samenzellen im Ejakulat enthalten sind und wie beweglich diese sind. Normal sollten 39 Millionen Spermien enthalten sein, davon etwa ein Drittel mit guter Beweglichkeit.
Es liegt nahe, dass bei Fruchtbarkeitsproblemen verschiedene Abweichungen vorliegen können.
- Aspermie: Die Gewinnung von Ejakulat ist nicht möglich
- Azoospermie: Im Ejakulat sind keine reifen Spermien zu finden.
- Oligozoospermie: Im Ejakulat sind weniger Samenzellen als normal zu finden.
- Nekrozoospermie: Die Spermien sind unbeweglich.
- Teratozoospermie: Es finden sich zu wenige Spermien mit normaler Form im Ejakulat. Der Rest weist mehr oder weniger schwere Fehlbildungen auf.
Dennoch ist ein Spermiogramm nur eine Momentaufnahme und kann stark schwanken. Wenn das Ergebnis auffällig ist, wird daher mit zeitlichem Abstand eine weitere Samenanalyse durchgeführt. Dadurch wird die Aussagekraft erhöht und die richtigen folgenden Untersuchungen können veranlasst werden.
Auswertung des Spermiogramms
Die Auswertung dieser Samenanylse (Spermiogramm) zeigt ob der Mann voll, teilweise, oder im schlimmsten Fall gar nicht Zeugungsfähig ist. Dies ist wichtig um die weiteren Behandlungsmethoden zu klären.4Spermiendiagnostik | PRAXIS für FERTILITÄT | fertilitaet.de
Die Analyse erfolgt auf der Basis der von der Weltgesundheitsorganisation zur Verfügung gestellten “Beurteilung befruchtungsfähiger Spermien”. In der nachfolgenden Tabelle sind die Normwerte eines Spermiogramms zu finden. Anhand dieser Zahlen findet die Auswertung statt.2Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, 2017. Der Samentest: Bin ich fruchtbar? www.familienplanung.de
Normalwerte eines Spermiogramms:
Volumen in ml: | mind. 1,5 ml |
Spermiengesamtzahl: | mind. 39 Mio. |
Lebende Spermien: | mind. 58% |
Spermien pro ml: | mind. 15 Mio. |
pH-Wert: | 7 bis 8 |
Gut bewegliche Spermien: | mind. 32 % |
Normale Form: | mind. 4 % |
Weiße Blutkörperchen: | unter 1 Mio pro ml. |
Verfüssigungszeit: | 30 - 60 min. |
MAR-Test: | unter 50 % Antikörper |
Sollten die Werte wiederholt negativ ausfallen, können körperliche Untersuchungen folgen.

Körperliche Untersuchung
Einige Krankheiten, die für einen unerfüllten Kinderwunsch verantwortlich sein können, zeigen sich auch äußerlich. Daher werden zunächst die Geschlechtsorgane untersucht und eventuell abgetastet. Darüber hinaus geben Geschlechtsmerkmale wie Körperbau oder Behaarung Hinweise auf mögliche Störungen in der körperlichen Entwicklung.
Hormonuntersuchung
Mit einer Hormonuntersuchung kann beurteilt werden ob eine Störung der Hodenfunktion vorliegt. In einer Blutprobe wird der Gehalt von Geschlechtshormonen wie FSH (Follikelstimulierendes Hormon), LH (Luteinisierendes Hormon) und Testosteron bestimmt. Sind diese Werte erhöht oder erniedrigt, kann der Arzt/die Ärztin Rückschlüsse auf die Funktionsfähigkeit der Hoden ziehen.
Ultraschalluntersuchung der Hoden
Mithilfe einer Ultraschalluntersuchung der Hoden können Tumore oder Krampfadern diagnostiziert werden. Letzteres wird als Varikozele bezeichnet und ist eine häufige Ursache für Unfruchtbarkeit.
Hodenbiopsie
Manchmal können in einem Ejakulat keine oder nur sehr wenige Spermien gefunden werden. Dann wird im Rahmen eines kleinen Eingriffs aus dem Hoden Gewebe entnommen. So können Spermien für die Diagnostik und eine mögliche spätere Kinderwunschbehandlung gewonnen werden.
Genetische Untersuchung
Deuten äußerliche Zeichen, Spermiogramm oder Hormonstatus auf eine genetische Ursache hin, wird dies mithilfe einer Genanalyse abgeklärt. Dazu wird eine Blutprobe entnommen und im Labor auf Veränderungen der DNA, die zu Unfruchtbarkeit führen, untersucht.
Postkoitaltest (PCT)
Dieses Verfahren wird angewandt, um die Wanderung der Spermien im weiblichen Körper zu untersuchen.
Wenige Tage bevor die Frau ihre fruchtbarste Phase erreicht, wird der Schleim im Gebärmutterhals beurteilt. Danach sollte das Paar Geschlechtsverkehr haben und einige Stunden später wird erneut eine Schleimprobe entnommen.
So kann der Arzt/die Ärztin sehen, wie viele Spermien welcher Qualität den Weg über Gebärmutterhals in die Gebärmutter und schließlich in die Eileiter antreten. Darüber hinaus ermöglicht dieser Test eine Überprüfung der Verträglichkeit von männlichen Samenzellen und weiblichem Gebärmutterhalsschleim.
Literatur:
- Spermiogramm | Analyse der Samenqualität: www.orthomol.com
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, 2017. Der Samentest: Bin ich fruchtbar? www.familienplanung.de
- J Int Med Res. 2012;40(6):2327-35. The effects of smoking and alcohol intake on sperm quality: light and transmission electron microscopy findings. doi.org
- Spermiendiagnostik | PRAXIS für FERTILITÄT | fertilitaet.de
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